2 x 1:1

  Hallo Bloggs,

so in der siebten Spielminute zeigte der Sportkanal eine aktuelle Blitztabelle, der VfB Stuttgart führte mit 0:1 in Braunschweig und hatte zu diesem Zeitpunkt satte sechs Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger. Rund 180 Spielminten ist es der Blick viel ernüchternder, nur noch zwei Zähler beträgt der Abstand. Die Fans erfasst Unruhe und nicht nur der Feinstabalarm erregt die Gemüter, am Neckar beginnen wieder langsam die Sirenen zu heulen. Die letzten Begegnungen brachten jeweils dasselbe Resultat, allerdings mit unterschiedlichen Bewertungen. Das 1:1 in Braunschweig wurde noch als "Nichtniederlage durch Willen" gefeiert, das Heim 1:1 musste als "Punktverluste durch Anfangsnichtwollen" herhalten. Der Punkt im Verfolgerduell in Niedersachsen war ohne Zweifel sehr wertvoll, wenn man die äußeren und innere Umstände betrachtet. Dem Regen, der Unterzahl, den Platzverhältnisse und weiteren zusätzlichen innerbetrieblichen Widrigkeiten wurden getrotzt, schließlich geht eine Siegesserie auch nicht ewig. Allerdings stellte das Team unerklärlicherweise nach der frühen Führung das Pressing ein und schaltete auf "Igelmodus". Was folgte, war klar. Eine Abwehrschlacht gilt in Militärkreisen als eine Operation, welches gewonnenes Terrain sichert und nicht preis gibt. Mehr nicht. Das war auch in Niedersachsen der Fall, Braunschweig wurde mit der Punkteteilung auf Distanz gehalten, mehr nicht. Aber nochmals, der Punkt war richtig gut.

Weniger gut war der Heimzähler gegen den Zwölften VfL Bochum, vor allem das Auftreten der Hausherren. Es macht sich zum Wiederholten das Unbehagen breit, dass das Team es sich nach mehreren guten Vorstellungen etwas zu bequem macht. Wird schon werden, bei dem Vorsprung! Diesselbe falsche Einstellung kostete in der Vorsaison den Klassenerhalt, nach der Siegesserie zu Beginn der Rückrunde folgte der unerklärliche Einbruch. Das darf sich nicht wiederholen. In dieser Spielzeit darf das große Ziel auf keinen Fall verpasst werden, der Druck muss hoch gehalten werden. Bei der Heimfahrt mit der U-Bahn wurde diese Einstellung deutlich, mein Gegenüber machte klar, es reicht auch der zweite Platz. Natürlich reicht diese Plazierung zum Wiederaufstieg, aber schon allein die Wahl zwischen Platz eins oder zwei ist falsch, diese Mannschaft begnügt sich automatisch mit Rang zwei, reicht ja.

Die erste halbe Stunde gegen den VfL Bochum waren fürcherlich. Keine Einstellung auf Zweikämpfe, kein Bock auf lange Laufwege, lustloses Verschieben und dabei waren alle gut drauf. Alle, bis auf die Spieler. Da kommen am Freitagabend gegen die ehemaligen "Unabsteigbaren" aus dem "Pott" 45.000 Zuschauer, das Wetter bietet beste Voraussetzungen und die Kurve röhrte volles Rohr. Und dann das. Das selbst biedere Mannschaften in der Lage sind, den Tabellenführer im eigenen Hause derart auf Distanz zu halten, stimmt bedenklich. Selbstverständlich war die Viertelstunde vor dem Pausenpfiff deutlich besser, für mich persönlich gar die besten fünfzehn Minuten des Kicks. Der zweite Abschnitt brachte Anrennen und den fälligen und verdienten Ausgleich. Und es war noch genug Zeit, man wollte wohl, aber der Gegner brachte die Zeit mit allen erdenklichen und legalen Mitteln über die Zeit. Das zweite 1:1 innerhalb weniger Tage war ein Rückschlag, mehr nicht, Ein HALLOWACH. Die Reaktionen im Publikum war im Prinzip vorbildlich, keine Pfiffe, nur aufmunternder Beifall.

Dieser VfB hat alle Möglichkeiten die Runde als Meister zu beenden. Aber nur, wenn vom Anpfiff an alles marschiert und mitmacht. Dieser VfB besteht nur als Team, es gibt keinen rausragenden Allein- und Alleskönner, der ein Match mal so im Solo  entscheidet. Dieser VfB braucht anscheinend Druck, und zwar seitens der Tabelle. Die täglichen Gespräche mit den unmittelbaren Vorgesetzten fruchten anscheinend nicht, Leute wir sind in der Rückrunde. Ab jetzt wird jedes Match runtergezählt, es geht in den Endspurt.

Keep the faith.

RaMü