Brindleyplace, Birmingham
Hallo Bloggs. Angeblich soll Birmingham mehr Kanäle haben als Venedig. Fast unglaublich. Denn im eigentlichen Stadtbild sind diese ehemaligen so wichtigen Verkehrsadern vollends verschwunden. Entweder überbaut, getunnelt oder eingeebnet. Aber es gibt da eine Gegend, da lebt die alte Zeit wieder auf, es ist da, wo die B'ham Canal Old Line wiederbelebt wurde, es ist der Brindleyplace.
Die britische Industrie erlebte in den Siebziger Jahren ihren Niedergang und damit verloren viele Menschen ihren Arbeitsplatz und ganze Viertel verfielen. Die nunmehr nicht mehr benötigten Industriebrachen standen leer und wurden ein Treffpunkt von Dealern, Junkies, Kriminellen, Obadachlosen und mehr. Man mied diese Gegenden und es wurde wie überall auf der Insel zu einem sozialen Brennpunkt. Irgendwann erfolgte ein Umdenken. Entweder renovieren oder komplett abreißen. Nur eine Meile vom Hauptbahnhof New Street erfolgte eines der größten Erneuerungsmaßnahmen Englands. Im Mutterland der Industrialisierung wurden im Zuge des Ausbaus der Dampfkraft auch zugleich Kanäle gebaut, welche die Rohmaterialien und die fertiggestellten Waren transportierten. Die ganze Insel wurde so durch ein weit verzweigtes Kanalnetz verbunden, ähnlich der Eisenbahn. Heute noch kann man Hausboote mieten und so gemächlich durch das Land schippern. Auch so eine britische Eigenart. My boat is my castle.
Egal, auf jedem Fall packte man in den Midlands die Sache an und verlieh so diesem Stadtteil neuen Glanz. Zwar ist diese Bauphase nun schon über zwanzig Jahre her, aber der ursprüngliche Charme konnte bewahrt werden. Heute ist es ein Hotspot für Nachtschwärmer. Es bietet jede Menge Abwechslung. Das Angebot reicht vom familienfreundlichen Sea Life Center und dem Legoland bis zu unzähligen Restaurant aller Preisklassen, Pubs, Läden und dergleichen mehr. Aufgelockert wird alles wie gesagt von den Kanälen. Vermutlich hat schon so mancher Feierwütige ein unfreiwilliges Bad genommen.
Ich war da, aber an einem Morgen. Es war noch trübe und es war unter der Woche. Ein denkbar ungünstiger Moment um diese Szenegegend zu erleben, aber trotzdem war es eine netter Trip in die neurenovierte Vergangenheit. Kanal bleibt Kanal.
Schon der "Einstieg" zum Kanalsystem zeigt, es ist eine gelungene Mischung aus Alt und Neu.
Man sieht nicht alles, aber diese kleine "Insel", Old Turn Junction, in der Mitte ist die Nabe wie bei einem Wagenrad. Von hier aus zweigen vier Kanäle ab. Im Hintergrund die Utilita Arena, eine große Veranstaltungshalle.
Gleich daneben dann das Indoor Legoland. Brindleyplace bietet was für alle Altersklassen. Gegenüber befindet sich das National Sea Life Center.
Und so geht es rauf und runter. Bei lauschigen Nächten am Wochenende ist das der Hotspot der Stadt.
Charakteristisch sind die zahlreichen Fußgängerbrücken, welche oftmals die Kanäle und die Gehwege überspannen und verbinden.
Natürlich dürfen die "Flats" der Anwohner nicht fehlen.
Ich hab's ja schon erwähnt, es war ein Montagmorgen und dann noch so um zehn Uhr. Ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um Eindrücke eines auf Unterhaltung und Vergnügen konzipierten Stadtteiles zu zeigen. Am besten ist dann doch, es mal selbst zu erleben. Saturday Night in Town, am besten hier im Brindleyplace in Birmingham, in den Midlands.
Keep the faith.
RaMü
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