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Die geplante Stadt
 
Hallo Bloggs. Milton Keynes ist unglaublich jung, wurde 1967 erst gegründet. Es ist eine reine Planstadt, welche die Wohnungsnot im Großraum London beheben sollte und die Attraktivität der Umgebung erhöhen. Es war eine der größten Projekte dieser Art und mit nunmehr rund 230.000 Einwohnern ist die Vorgabe mehr als erfüllt. Anscheinend hat man damals den neuen Bewohnern unterstellt, jeder hat und benutzt ein Auto. Dementsprechend ist alles sehr großzügig, übersichtlich und einfach angelegt.
 
 
Sonntagmorgen in Milton Keynes und auf dem Weg zum Bahnhof. Man hat genügend Zeit um ein Bild mitten auf der Fahrbahn zu machen. Irgendwie erscheint das alles nicht wirklich. Die Ruhe und überhaupt.
 
 
Es gibt nichts, was an good, old England erinnert. Keine alten Backsteingebäude, keine urige Pubs, nicht mal Schmutz. Alles ist einfach konzipiert und verlaufen ist hier schlichtweg unmöglich.
 
 
Richtung Bahnhof entlang der "Hauptstraße". Die Bürogebäude sind selbstverständlich verwaist und so wirkt alles wie ausgestorben. Aber irgendwo müssen die 230.000 Einwohner ja wohnen? Auf jeden Fall bietet Milton Keynes alles was man so braucht. Es gibt eine Einkaufsmall mit fast einem Kilometer Länge, Kinos, Restaurants, Pubs, Kirchen, Supermärkte, Discounter, einen riesigen Park und, und, und. Sogar eine Schneehalle für Skifahrer. Alles da, gut zu erreichen. Zwischenzeitlich kann man sich in der Planstadt auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut bewegen, die Buslinien sind hervorragend ausgebaut. Platz genug gibt es auf jeden Fall.
 
 
Alles wirkt fast klinisch steril, ungewohnt. Am Bahnhof mit seinem großen Vorplatz kann man problemlos auf Fahrräder umsteigen, alles da.
 
 
Lediglich das kleine Schild über dem Eingang weißt auf den Milton Keynes Central hin. Es ist wie überall ein nichtssagendes Funktionsgebäude. Nach London benötigt man mit dem Zug nur eine halbe Stunde. Der Takt ist unglaublich eng, so ziemlich alle zehn Minuten fährt irgendein Zug in diese Richtung. Da kann man nicht meckern.
Ich habe Milton Keynes damals wegen der günstigen Übernachtung ausgesucht. Es liegt zentral zwischen Northampton und London, das Holiday Inn nur fünfzehn Minuten zu Fuß vom Bahnhof entfernt. Wer abseits von London shoppen möchte, ist hier gut aufgehoben. Es gibt Hotels aller Preisklassen und die Fahrten nach London Euston sind erschwinglich. Allerdings nur, wenn man wirklich frühzeitig ein Ticket kauft. Der Bus ist keine wirkliche Alternative. Man muss erst raus an den Stadtrand, von der Milton Keynes Coachway aus geht es dann per National Express nach London. Dafür benötigt man rund 1,5 Stunden. Zeit verplempert.
Natürlich gibt es auch einen Fussballverein. Und da sind wir bei einem sehr emotionalen Thema. Jeder echte,  ältere Fussballfan in England kennt die Geschichte. Um es kurz zu sagen: Man verfrachtete den bisher in London ansäßigen FC Wimledon kurzfristig hierher, benannte den Club in MK Dons / Milton Keynes Dons um und baute als Trost ein nagelneues Stadion. Manche behaupten, das waren die ersten Auswüchse, bevor zuerst die Russen und dann die Araber kamen. Nur die Fans spielten nicht mit. Man zog nicht mit um, sondern gründete einen neuen Verein, den AFC Wimbledon und stieg mehrmals auf. Jetzt hat man selbst ein neues Stadion und spielt gegen seinen ausgebürgerten Stammverein in der Football League two, vierte Liga. Und die MK Dons verfügen selbst nach über zwanzig Jahren über keine echte Fanbase. Es ist halt so, hier wo alles geplant und steril ist, hier in Milton Keynes.
PS: Ich war noch nicht im Stadion der Milton Keynes Dons und in dem neuen Ground des AFC Wimbledon. Kann sich ja noch ändern.
 
Keep the faith.
RaMü
 
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