Glück im Schacht
Hallo Bloggs,
es war mein erster Besuch im Erzgebirge, bei der BSG Wismut Aue. Na ja, so hieß der Verein zumindest früher, in der ehemaligen DDR. Heute nennt man sich FC Erzgebirge Aue und die zweite gesamtdeutsche Liga ist das Höchste der Gefühle. In den letzten Jahren wurde das Stadion komplett erneuert, am alten Standort steht nun ein Schmuckkästchen und das 18.000 Seelenstädtchen ist mehr als stolz auf seinen Verein und seine eigene Vergangenheit. Auch hier wird die Tradition des Bergbaus hochstilisiert, gar zur Religion erhöht. Heute gibt es keinen einzigen aktiven Bergmann mehr, die Schächte sind geschlossen, das Städtchen nach der politischen Wende geschrumpft und der FC Erzgebirge Aue das letzte Aushängeschild der Region.
Das alles sollte man wissen, wenn man nach Aue kommt. Ich weiß nicht, ob die VfB-Granden und ihre Spieler sich den Umständen bewußt waren, aber in Aue zählt nur der Klassenerhalt und da reicht auch schon ein Zähler gegen den selbsternannten Titelfavoriten aus dem Schwabenland. So wurde der Punktgewinn gegen den VfB fast überschwänglich gefeiert, ein Punkt ist ein Punkt.
Der VfB dürfte. ja muss mit dem Punkt auch zufrieden sein. Zu drucklos das Spiel nach vorne, zu wenig Kreativität, so empfand ich die Begegnung. Natürlich hatte man auch Chancen, allein Klement mit einem Kopfball aus nächster Nähe kurz vor der Pause und dann nochmals aus fünf Meter mittig vor dem Tor Mitte des zweiten Durchgangs, das hätte reichen müssen. Dazu kommt noch eine strafstoßwürdige Aktion an Gonzales, aber es wollte nicht sein. Zu denken geben die gelben Karten. Nein, nicht wegen überhartem Spiel, sondern allein der Tatsache geschuldet, entweder einen Strafstoß oder Freistoß zu schinden, oder einen Konter mit Foul zu unterbinden. Die gelb-rote Karte gegen Sosa weckte das Publikum, man begann an einen Sieg gegen die übermächtigen Stuttgarter zu glauben. Die Spielunterbrechung durch den Schiedsrichter könnten Spötter gar als Taktik bezeichnen, denn die Gäste konnten nun durchatmen und sich sortieren. Der Einsatz der Pyrotechnik seitens des Gästeanhangs sorgte für Nebelschwaden im Erzgebirgsstadion und eine Pause. Zum Ende hatte der VfB richtig richtig Massel, ein Kopfball des eingewechselten Testroet verfehlte nur knapp das Ziel. Am besten hat mir die Vorstellung von Wamangituka gefallen, groß, robust, schnell und vor allem mit Torabschluß, dieser Einkauf könnte sich mit etwas Geduld noch als Glücksgriff erweisen. So wie es aussieht, dürften die Zeiten des "Ochsensturms" sich zu Ende neigen, langsam stellt Trainer Walter sein System um.
Fazit: In Heidenheim schmerzte das Unentschieden, denn da war man mit 0:2 in Front und musste sich mit einem Unentschieden noch begnügen, im Erzgebirge war das 0:0 unterm Strich in Ordnung. Der Favorit bringt nach vorne zu wenig zustande, die wenigen Tormöglichkeiten verpuffen. Immerhin hat das Team endlich ein Match ohne Gegentreffer überstanden, auch ein kleiner Fortschritt. In der letzten Aufstiegssaison, wie sich das schon anhört, stürmte man auch nicht als Tornado durch die Liga, der angestrebte Wiederaufstieg wird auch in diesem Fall ein hartes Stück Arbeit.
Keep the faith
RaMü