Jan Breydelstadion, Brügge. Samstag, 08. Febr. 2025.
 
Hallo Bloggs. Das Jan Breydelstadion soll ja stimmungstechnisch mit das Beste sein, was Belgien zu bieten hat. Angeblich ein echter Fussballtempel. Zudem hat sich der FC Brügge zu einer echten Topadresse entwickelt, der aktuelle Meister hat in den letzten fünf Jahren die Jupiler League beherrscht. Davor gab es doch erfolglosere Phasen. Und so bin ich also gespannt, zumal ich mit der Bahn anreisen muss. Hoffentlich sind die pünktlicher als die Deutsche Bahn!            
 
 
Brügge bietet zwei komplett gegensätzliche Ansichten. Die Stadt selbst glänzt mit einer tollen, mittelalterlichen Innenstadt und ist ein Touristenhotspot der absoluten Spitzenklasse. Das kann man vom Jan Breydelstadion nicht behaupten. Ich sage das genaue Gegenteil. Es ist ein abstoßender Betonklotz, irgendwie unfertig, da helfen auch die paar übergroßen Banner vergangener Clublegenden nicht mehr. Natürlich möchte ich im Moment nur auf das Spiel des FC Brügge gegen OHL Leuven eingehen. Aber ein Bild der Stadt muss schon sein, quasi als Auftakt zum Match.
 
 
Und nun zum Stadion. Ab dem Bahnhof braucht man mit der Buslinie 30 elf Minuten, bei der Sint Andries Kerk raus, am Friedhof vorbei ( schon wieder ) und dann ist man da, dem Jan Breydelstadion. Na ja, ein Fussballtempel sieht anders aus.
 
 
Natürlich hat man modernisiert, vor die Haupttribüne wurde einfach ein modernes Gebäude vorgebaut. Aber drinnen, da sieht es einfach nicht richtig gut aus. Und überhaupt. Auf jeden Fall ist es deutlich in die Jahre gekommen und gehört eigentlich generalüberholt. Trotzdem, die Partien des belgischen Meisters FC Brügge sind immer gut besucht bis ausverkauft. 25.000 Toeschauwers wurden gemeldet, fast voll. Und die Stimmung erst, die war unterirdisch. Erst in der 25. Minute meldeten sich die Fans zum ersten Mal (!) zu Wort, in der dreißigsten Minute fiel dann das überverdiente 1:0 durch Nilsson. Es gab kurzen Jubel, dann versank der Ground wieder in alle Stille. Merkwürdig. Von Leuven waren etwa einhundert (!) Supporters da, ebenfalls trostlos. Belgien ist eben nicht mit Deutschland zu vergleichen. Auch in der Pause dann mein berühmter Wechsel, ich ging runter in die Sitzplatztribüne unter meinem ursprünglichen Block, näher ran ans Spielfeld. Und da standen alle auf den Sitzen. Die waren so alt, da kann man es nichts mehr kaputtmachen. Überall sahen die Stewards nur zu, Hauptsache keinen Stress. Und tatsächlich, da wurde es etwas lauter und lebhafter, aber der Funke wollte einfach nicht überspringen. Brügge total überlegen, spielte auf das entscheidende zweite Tor, das aber trotz Belagerungszustand einfach nicht fallen wollte. Über 75% Ballbesitz sprachen für sich, es blieb einseitig. Aber es änderte sich nichts mehr bis zum Schlußpfiff, die miese Stimmung und das Resultat. Also eines hab ich mir vorgenommen, in das Jan Breydelstadion da gehe ich nicht mehr. Außer, der VfB spielt da mal international. Denn die Stadt Brügge ist mehr als sehenswert, im Gegensatz zum  Stadion.
 
 
Da noch genügend Zeit war, bin ich natürlich um das ganze Stadion rumgelatscht. So weit es eben ging. Und der Anblick wurde nicht wirklich besser. Immerhin kam die Sonne zeitweilig raus, es machte das Szadion aber nicht wirklich netter.
 
 
Und der erste Eindruck verfestigte sich dann drinnen. Da ich im Block neben des Gästefans war, wurde die Sicht gleich eingeschränkt. Links hat man da einfach eine schmale Betonwand hochgezogen und mit einem gigantischen Fangzaun versehen. Das Dach ist kein einheitliches Dach, im Prinzip wurde nur jede einzelne Tribüne abgedeckt.
 
 
Irgendwann erfolgte dann eine Erweiterung. Ohne Rücksicht auf irgendwelche optische Eindrücke hat man irgendwie ein paar Stufen und somit Sitze anbetoniert. Und so ist jede Ecke anders, es ist ein Mix und gibt so dem ganzen Stadion den Hauch einer unvollendeten Baustelle. Man fragt sich instinktiv, wann baut man weiter?
 
 
Hier sieht man recht deutlich. Links die Haupttribüne mit der abschließenden Plastikseitenverkleidung. Von der Heimtribüne hinter dem Tor wurde das offene Eck anscheinend nur halbherzig geschlossen. Auf halbem Weg ging scheinbar die "Puste aus". Ein gut sichtbare Betonrückwand existiert, dann ist Schluß. Daneben gibt es eine Art erweiterten VIP-Raum, oder was auch immer.
 
 
Zurück zu meiner zweiten Halbzeit. Jetzt im Block 315, also direkt an der Bande. Zwar gibt es diese Uraltsitzschalen, egal, es steht eh jeder. Und zwar ohne Ausnahme. Das hat sich wohl so seit Jahren oder gar Jahrzehnten so eingebürgert, keiner motzt rum oder ähnlich. Ist zwar ganz lustig, aber die Preise entsprechen schließlich einem Sitzplatz. Erstbesucher könnten da schon überrascht sein.
 
 
Im Hintergrund der Auswärtsblock. Die grünen Sitze markieren eine weitere Besonderheit. In Brügge findet ein Groundsharing statt. Das heißt, die Erstligisten FC Brügge und Cercle Brügge teilen sich das Stadion. Und Cercle Brügge hat ... grüne Vereinsfarben. Vermutlich ist das dann der Block der Grünen von Brügge. Es ist halt kompliziert, hier in Westflandern.
 
Vom Jan Breidelstadion werd ich auf jeden Fall noch eine gesonderte Post schreiben. Es gibt schon wundervolle und seltsame Ecken in dieser Arena. Auf jeden Fall bin ich um eine Erfahrung reicher, wenn auch nicht unbedingt positiver Natur.
 
Keep the faith.
RaMü.
 
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