Links und rechts der Fjörde
 
Hallo Bloggs.  Ich war noch nie in Kiel und so habe ich an das Spiel noch einen Touritag angehängt. Die Hauptstadt von Schleswig-Holstein besitzt eigentlich kaum bauliche Attraktionen. Die Werften und Hafenanlagen waren im zweiten Weltkrieg bevorzugte Ziele und die Innenstadt folgerichtig so zu 80% zerstört. Und deshalb wirkt also alles etwas steril, der eigentliche Star ist die Fjörde. Rund 17 Kilometer lang ist es das Verbindungsstück zwischen den Kais im Hafen und der freien Ostsee.
 
 
Nur dreihundert Meter sind es vom Hauptbahnhof bis zum Ende der Kiellinie. Von hier aus starten auch die Fähren nach Schweden, Norwegen und den baltischen Staaten. Russland ist ja im Moment kein Thema. Dieser Punkt markierte den Beginn der Fjörde, welche in ein West- und Ostufer aufgeteilt wird. Nach dem Einchecken im Hotel bin ich sofort wieder runter an den Hafen.
 
 
Das Wetter war ja toll und so bin ich ein kleines Stückchen dann auf der Westseite schon langgelaufen, quasi ein kleiner Vorgeschmack auf den folgenden Tag.
 
 
Der hatte es dann in sich. Ich bin insgesamt bestimmt elf Kilometer unterwegs gewesen, immer auf der Westseite entlang hoch, entlang der Kiellinie. Nach dem Neubau des Pier 28 wird es dann gemütlicher und es beginnt sich ein gewisses Urlaubsfeeling einzustellen. Über das Wetter braucht man nicht diskutieren, sieht selbst.
 
 
Überall laden kleine Stände und Kioske zur Einkehr ein. Es war Samstag und da waren selbst die Einheimische nicht zu bremsen. Es war angeblich das erste wirklich schöne Wochenende in diesem Jahr, alle zog es raus. Raus ans Wasser und in die Sonne.
 
 
An diesem Punkt gibt es einen Knick. Man macht einen Schwenk nach links und geradeaus nochmals der Blick in Richtung Ostsee. So ziemlich in der Mitte sieht man den Leuchtturm Friedrichsort, am anderen Ostufer ganz schwach den Turm des Marineehrenmals.
 
 
Kiel ist und bleibt auch Marine, und zwar Bundesmarine. Zu den Werften unmittelbar am Stadtzentrum gibt es das Marineviertel mit dem dazugehörigen Stützpunkt im Stadtteil Wik. Das Gelände ist natürlich abgesperrt, aber der Blick ist dennoch frei auf verschiedenen Schiffe der Marine.
 
 
Nach dem Spiel bin ich dann wieder zu Fuß zurück. Diesmal aber einen direkten Weg. Irgendwann bin ich dann wieder an der Innenfjörde gelandet und da waren es nur noch wenige Meter zum Hotel.
 
 
In der alten Fischhalle ist heute das Kieler Schifffahrtsmuseum untergebracht. Daneben gibt es eine kleines Restaurant mit dem sinnigen Namen "Alter Mann". Passend, wirklich sehr passend. So habe ich mich auch gefühlt nach diesem Tag.
 
 
Der letzte Hafenblick für diesen Tag. Die Angler packen zusammen, es geht nach Hause. Zum Hotel waren es nur fünfhundert Meter. Lage, Lage, Lage.
Am nächsten Tag war ja Sonntag.
 
 
Am Ostufer gibt es ebenfalls viele Attraktionen. Unter der Woche kann man mit kleinen Linienfähren verschiedene Stellen anfahren, an einem Sonntag leider nicht. So muss man rund vierzig Minuten in einen Linienbus sitzen, bis man direkt am Minihafen Laboe rauskommt. So richtig herrlich romantisch, manche sagen auch kitschig. Es passt alles.
 
 
Ab hier kann man dann Kilometer machen. Immer am Wasser lang. Aber in nur zwei Kilometer hat man schon eine der Hauptzieles des Ostufers erreicht. Es ist das Marineehrenmal und das "technische Museum" U 995. Beide Attraktionen werden privat bewirtschaftet und erhalten.
 
 
Natürlich kann man das U-Boot auch besichtigen. Darauf hab ich verzichtet, war schon in zweien. Rund zwei Jahre ging U 995 noch auf Feindfahrt und geriet bei Kriegsende auf einem Trockendock unversehrt in norwegische Hand. Nach rund zehn Jahren wurde es der neuen Bundesrepublik Deutschland wieder gestiftet und auf den Ursprungszustand restauriert. Das eigentliche bauliche Mahnmal wurde 1935 fertiggestellt und zu Beginn den Gefallenen der kaiserlichen Marine des 1. Weltkrieges gewidmet. Wie wir alles wissen, kam der nächste Weltkrieg bald hinterher. Seit 1955 ist es der Öffentlichkeit wieder zugänglich, das Thema hat sich etwas geändert. Man erinnert an die Toten auf See aller Nationen, egal unter welchen Umständen. Ich war im Turm und dessen Gelände. Manche finden es etwas "trocken", aber man muss sich der Sache stellen. Oder draußen bleiben.
 
 
Gegen Mittag dann wieder in Laboe. Da noch nicht alle Restaurants und Buden geöffnet hatten, waren die wenigen Angebote total überlaufen. Egal, es herrschte Urlaubsstimmung. Und so fuhr ich die Linie 14 wieder zurück nach Kiel und konnte dort endlich meinen Pannfisch geniesen.
 
 
Also Kiel hat sich wirklich gelohnt. Nicht unbedingt wegen dem Spiel. Allerdings muß man wissen, dass Kiel als Innenstadt wenig zu bieten hat. Wirklich schön und sehenswert ist die Stadt links und rechts der Fjörde. Man muss also mobil sein. Natürlich lebt man vom Fährverkehr in die nordischen Länder, ein weiteres Plus. Vielleicht komme ich nochmals hin, Holstein Kiel sollte halt den Klassenerhalt schaffen.
 
Keep the faith.
RaMü.
 
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