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MHP Arena, Stuttgart. 11. Dez. 2025.
Hallo Bloggs. Nach der fürchterlichen, willenlosen Pleite in Belgrad gibt es nun keine Ausreden mehr. Wenn man die nächste Runde erreichen will, müssen gegen den Meister aus der Schweiz drei Punkte her. Das war vorher auch schon klar, nun aber ist der Druck noch höher. Egal welche Aufstellung, egal welche Argumente, alles egal. An diesem Abend entscheidet sich, ob der VfB Stuttgart auch im Februar 2025 noch international spielt. Crunchtime in Stuttgart also, obwohl die Young Boys aus Bern trotz des Tabellenplatzes keinesfalls einfacher Punktelieferant sein werden.
Egal, welche Liga. Ob auf einem malerischen Dorfplatz im Schwarzwald, ob auf einem windigen Platz in der Oberliga Niedersachsen, oder gar in der geldträchtigen Champions League, wenn man Ambitionen hat, muss man gegen den Tabellenletzten gewinnen. In diesem Fall war ein Heimsieg des VfB die absolute Grundvoraussetzung für die Hoffnung auf ein Weiterkommen überhaupt. Und das Team lieferte, wenn auch nur nach einem erneuten holprigen Anlauf. Nach der kurzfristig anberaumten Schweigeminute vor dem Anpfiff kam der VfB nicht in die Gänge. Vieles erinnerte an die unmögliche erste Halbzeit gegen Union Berlin. Fahrig, ohne Zugriff, viele Stellungsfehler, fast desinteressiert. Und so fiel das 0:1 in der sechten Minute wenig überraschend. Kalte Dusche, jetzt aber bitte aufwachen! Man schüttelte sich noch ein wenig, dann aber kamen die Stuttgarter ins Rollen. Aber lediglich Stiller traf zum 1:1 Pausenstand. Helden gab es an diesem Abend viele. Nach dem Schlußpfiff mit dem Endresultat von 5:1 für die Hausherren gab es fast nur strahlende Gesichter. Rieder glänzte gegen seinen Heimverein mit drei Vorlagen, Keitel traf zum allerersten Mal für seinen neuen Club und Geburtstagskind Vagnoman zeigte ungewohnte Torjägerqualitäten. Insgesamt war es eine deutliche Leistungssteigerung, die zweite Spielhälfte geriet gar zu einem Debakel für die Schweizer. Das 2:1 war zwar etwas umstritten, aber selbst auf den besagten Dorfplätzen weiß man es, weiterspielen bis der Schiri pfeift. Und das machte Millot. Der zweite Treffer brachte die endgültige Wende, YB brach auseinander. Das wundersame 3:1 durch Führich, die echt klasse Abnahme durch Vagnoman zum vierten Einschlag und der überlegte Abschluß von Keitel bescherte den ersten Heimsieg in der Königsklasse seit 2009. Lediglich Sturmführer Demirovic dürfte das Stadion mit gemischten Gefühlen verlassen haben. Trotz bester Möglichkeiten wollte kein Tor gelingen. Bei ihm gibt es anscheinend nur Extreme. Matchwinner oder nur irgendwie dabei gewesen. Seine kleine Raffinessen gehen dabei leider etwas unter. Zu groß ist weiterhin der Schatten des abgewanderten Guirassy.
Im sportlichen Bereich der Tabelle konnte der VfB den ominösen Strich nicht überwinden. Dieser Strich markiert die "Abstiegszone" von den "Play off Plätzen", also einer weiteren Runde mit dann allerdings wie gewohnt zwei Spielen. Daheim und auswärts. Die Pleite von Belgrad hängt immer noch in den Klamotten, erst bei einem Auswärtssieg in Bratislava Ende Januar besteht die Möglichkeit zum Sprung über diesen Markierung. Vielleicht kommt es gegen Paris gar zum "Endscheidungsspiel". Abwarten.
Also irgendwie habe ich das Gefühlt, in Stuttgart gibt es zwei Arten von Publikum. Erreicht man in den Bundesligaspielen irgendwie fast immer die gewohnte Dezibelzahl, bleibt es bei den sogenannten "magischen Nächten" der Champions League fast ruhig. Da schießt das Team den Gegner in der zweiten Halbzeit fast förmlich vom Platz und manchmal gab es dann Phasen, da konnte man das Klappern der Toilettentüren im Innenraum des Grounds hören. Scherz! Seltsam. Da muss man sich schon hinterfragen. Kommen in der Champions League und den Spitzenspielen der Buli nur Schickimickifans? Neben den Dauerkartenbesitzern. Dieses Thema habe ich auch schon gegen Bergamo angesprochen. Vielleicht war es auch die relative Kälte, ich weiß es nicht. Stimmungskiller Champions League? Also gegen Paris müssen dann alle ran, auch von den hintersten Plätzen des Stadions. Nur zugucken reicht da nicht.
Kauft, Leute kauft. Die vier zusätzlichen Heimspiel in der Königsklasse bringen den Straßenhändlern weitere Zusatzumsätze. Zumal ja auch Weihnachten in Sicht ist.
Wer achtzig (!) Minuten vor dem Anpfiff fast schon "drin" ist, hat auch Vorteile. Die Anfahrt per Pkw und U-Bahn gestaltete sich problemloser als erwartet. Auf jeden Fall kann man sich den Ordner noch selbst "aussuchen", die Schlange am Kiosk besteht aus einer Person, sich selbst, und überhaupt. Auf jeden Fall sollte die Bekleidung dementsprechend sein, trotz unserer "Floridawinter" kann es doch etwas frisch werden. Ist halt doch Dezember.
Keine Sorge. Pünktlich zum Anpfiff waren dann alle da. Außer der Hymne gibt es aber kein zusätzliches Spektakel. Also da kenne ich andere Clubs. Da fällt fast die Decke runter, da gibt es staatlich gezündetes Feuerwerk, das Licht wird bis auf die Notbeleuchtung ausgeschaltet. Eine Stimme wie aus dem Märchenwald zelebriert das Einlaufen, die Lightshow erinnert an amerikanischen Wahlkampf. Spätestens mit dem Anpfiff ist der Zauber dann vorbei und Strategen wie Karazor und seine Männer übernehmen dann. Das Publikum sollte aber auch seinen Teil beitragen. Das Team hat geliefert ...
Keep the faith.
RaMü.
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