MHP-Arena, Stuttgart
 
Hallo Bloggs. Spötter sagen, der VfB hat seine ersten beiden Pflichtspiele verloren. Von drei. Schließlich gehört der Supercup auch dazu. Optimisten behaupten, nach der verdienten Pleite in Freiburg geht es jetzt erst richtig los. Supercup zählt nicht, dafür dieser restlos überzeugende Auftritt in Münster im DFB-Pokal. Egal wie man es dreht und wendet, es steht das erste Bundesligaheimspiel an, gegen Mainz 05. Wichtigstes Gesprächsthema am Neckar ist aber anscheinend die Auslosung der Champions League und das ist der große Stolperstein. Tappen wir nicht in die Unionfalle. Das nächste Spiel ist immer am wichtigsten. Und so zählt nur der Sieg, egal wie. Gegen Mainz muss man daheim unbedingt gewinnen, selbst wenn man "nur" die Klasse halten will. Der Druck ist also gewaltig im Kessel, lassen wir Dampf ab und holen den ersten Dreier.
 
 
Die Ernüchterung war groß, beim traditionellen Gang der Mannschaft in die Cannstatter Kurve nach dem Abpfiff blieb es bei verhaltenem Applaus, das wars. Es war ein offener Schlagabtausch mit hohem Unterhaltungswert, wobei der Schiedsrichter aber auch ein beachtlichen Anteil hatte. Vom VfB war es eine Mischung von geballter Offensivpower bis sorglosem Abwehrverhalten. Alles dabei und so man muß dieses 3:3 gegen Mainz irgendwie als gerecht bezeichnen. Leider.
Allerdings ist auch nach zwei Bundesligaspielen festzustellen, dass das Spiel gegen den Ball mehr als mangelhaft ist, sechs Gegentreffer in zwei Spielen sind definitiv deutlich zu viel. Da muß man stabiler werden, denn sonst droht dem Höhenflieger der vergangenen Saison der jähe Absturz. Schließlich lauten die Headlines im Moment nicht "Stuttgart nur 3:3", sondern "der Vizemeister strauchelt erneut". An der letztjährigen Plazierung wird man gemessen, auch weil die Roten die deutsche Bundesliga in der Champions League vertreten. Also da wird mir Angst und Bang, wenn ich nur an Real in rund zwei Wochen denke. Das muß klar sein, die Bundesliga hat absoluten Vorrang und die Fahrten nach Madrid und Juve sind nur Sahnehäubchen. Auf den Rängen wurde überall diskutiert, wie komme ich an Karten und wer fliegt mit wem, wo übernachte ich und was kostet das Bier dort?
Der Beginn in diese Partie war schlichtweg furios, zwei schnelle Treffer von Millot und Lewelling bescherten ein beruhigendes Gefühl, das allerdings schleichend kippte. Das unglaublich hohe Tempo zum Auftakt konnte verständlicherweise nicht gehalten werden und Mainz nahm auch immer mehr am Spiel teil. Über die zum Teil grotesken Umstände und Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Mann mit der Pfeife will ich gar nicht eingehen. Das ist zwar mehr als ärgerlich, aber der Gegner war Mainz und nicht Real. Zwar fangen beide Städtenamen mit demselben Buchstaben an, das war es aber auch schon. Die Rheinhessen müssen daheim geschlagen werden, egal wie. Und danach sah es dann auch aus, der Freistoß von Rieder aus dieser Entfernung ist eigentlich eine Frechheit, hat aber unter Mithilfe des Mainzer Schlußmannes hat es ja geklappt. Erneute Führung, jetzt 3:2. Die Stimmung war bombastisch bis eine unglückliche Verkettung blöder Umstände, diplomatisch ausgedrückt zum 3:3 Endstand führte. Jetz war es fast totenstill, die letzten beiden Minuten wirkten im Schock nach.
Der VfB zeigte leider inzwischen bekannte Abwehrschwächen. Ich frage mich, ob denn die Verpflichtung von Touré unbedingt sein musste. In der Offensive liegt nicht das zwingende Problem. Wir holen Spieler, welche zum Teil wegen Verletzungen schon ein halbes Jahr nicht mehr im Wettkampf waren oder sogar noch zwei, drei Monate benötigen. Kurzfristig ist da keine Hilfe dabei. Und immer klappt das nicht, wie damals bei Ito. Von der zweiten japanischen Lige direkt zum Stammspieler. Zwar hat man mit Anrin Chase zumindest auch einen japanischen Nachwuchsspieler, aber dessen Biografie ist bunter. Es ist schon toll, was für Lebensgeschichten der Fussball ans Licht bringt, aber immer ist so eine Erfolgsstory nicht garantiert.
 
Keep the faith.
RaMü