Peninsula Stadium, Salford.  03. Dez. 2024.
 
Hallo Bloggs. Salford City liegt so richtig am äußeren Rand von Manchester und ist etwas umständlich zu erreichen. Mit der Tram oder gar Bahn ist ein anschließender längerer Fußmarsch nötig, oder man nimmt gleich den Bus. Vor dem Match ist das in der Regel kein Problem, aber danach. Speziell bei Wochentagsspielen ist der Fahrplan doch recht ausgedünnt. So wird es auch bei mir wohl werden. Man sieht an dieser ausführlichen Einleitung, ich bin etwas ratlos. Weiß über Salford City recht wenig. Aber das werde ich ändern. Auf jeden Fall ist das letzte Heimspiel ausgefallen, sintflutartiger Regen machte Spiele im gesamten Norden Englands zumindest für etwas niederklassige Clubs unmöglich. Ja, Salford ist in der Football League two und befindet sich hier auch meistens eher näher an der Abstiegszone als im vorderen Tabellendrittel. Die Sache ist ganz einfach. Hinfahren, anschauen, berichten. So machen wir's.
 
 
Salford liegt im Westen von Manchester und somit im unmittelbaren Einzugsgebiet von ManU. Das merkt man, deren Zuschauer scheinen überwiegend Unitedfans zu sein, welche dann bei jeder Gelegenheit an die Moor Lane kommen, also zu Salford City. Obwohl es ja noch den FC United of Manchester gibt. Ok, deren Problem. Es gibt also keine richtig gewachsene Fanbase, woher auch? Dümpelte der Verein bis zum Jahre 2014 irgendwo in den mittleren Ligen des englischen Amateurfussballs herum. Dann übernahmen Exspieler vom großen, roten Nachbarn den Verein und hievten ihn in 2019 in die EFL, also English Football League. Größen wie Ryan Giggs, Paul Scholes, die Nevin Brüder und Nicky Butt sorgten mit ihrem Einsteigen für Aufmerksamkeit und führten so letztlich das Vollprofitum ein, wenn auch in der niedrigsten Liga. Die Strahlkraft reichte aus, um weitere Sponsoren an Land zu ziehen und das Stadion an der Moor Lane zu modernisieren. Nur, ... der Zuschauerandrang steigt eher schleppend. Gegen Harrogate Town kamen 1.838 Zuschauer, etwas unter dem bisherigen Saisonschnitt. Das alles scheint für einen vernünftigen Support nicht zu reichen, etwa hundert zumeist ganz junge Leute mühten sich, von Harrogate waren etwa ebenfalls hundert Supporters da.
 
 
Vom Busbahnhof Sudehill benötigt man mit der schnellsten Verbindung rund 25 Minuten, an der Kreuzung Moor Lane aussteigen und dann ist es nur noch ein Kilometer, dann ist man da, im Peninsula Stadium. Der Fußweg führt durch ein etwas besseres Wohnviertel, und eine Stunde vor Spielbeginn ist von Fussballfieber nichts zu spüren. Fast alles ruhig.
 
 
Im Prinzip war ich schon richtig, der Eingang stimmte. Da ich aber mein digitales Ticket wieder in ein Papierticket umtauschen wollte, ging ich den Weg außen rum, um auch die Haupttribünenseite zu gelangen, zum Ticketshop. Zeit genug war ja. Nun ja, es war etwas ansehnlicher, aber Ticket- und Fanshop passten in einen größeren Container. Aber ich bekam meine Karte problemlos umgetauscht, mit einem Lächeln und einem "enjoy the game".
 
 
Nun wieder denselben Weg zurück und dann noch in die "Bucks Bar", einem Treff für die Homesupporters. Erst später habe ich festgestellt, ich bin bei der AH-Sektion gelandet. Egal. Auf jeden Fall gab es Probleme mit dem kontaktlosen Bezahlen, es funktionierte nur noch ein Terminal. Deshalb drängte sich alle in den hinteren Bereich.
 
 
Eine Viertelstunde vor Spielbeginn ging ich rein, und der Überblick war schnell gemacht. Klein, überschaubar, schnucklig und vor allen Dingen dafür sehr nah dran. Zunächst setzte ich mich auf meinen Platz, dann wanderte ich weiter in Richtung Mittellinie.
 
 
Zum Spiel: Salford befindet sich im Aufwärtstrend, von den letzten neun Spielen wurde nur ein Mal verloren. Harrogate Town ist auch erst seit zwei Jahren in der EFL, und hat aber bislang einen respektablen Siebenpunktevorsprung zun den beiden direkten Abstiegsplätzen. Relegation gibt es in Sachen Abstieg nicht. Town hatte zunächst zwei richtig dicke Möglichkeiten zur Führung, aber dann bekam Salford das Match in den Griff. Ballverlust der Gäste, schnelles Umschalten, den Flügel runter, Flachpass in die Mitte, TOR. So schnell kann es gehen. 10. Minute, bisher war es richtig gut und unterhaltsam. Dann verflachte es etwas, aber trotzdem war es nie langweilig. So blieb es bis zum Pausenpfiff und ich ging weiter, die Tribüne weiter runter, um mir einen Kaffee zu holen. Dabei kam ich zwangsläufig an der Wechselkabine vorrüber und machte auch sonst ein paar nette Bilder.
 
 
Die zweite Halbzeit verbrachte ich dann auf der Stehplatztribüne hinter dem Tor, der "singing area". Immerhin kam jetzt doch etwas Stimmung in die Bude, die Jugendlichen hier gaben jetzt alles, der Spielverlauf sorgte auch dafür. Harrogate kam immer mehr in die Rückwärtsbewegung, Entlastung fand kaum mehr statt. Salford wechselte nun Stockton ein und dieser vollendete sogleich einen Angriff zum 2:0.
 
 
Das Match war nun gelaufen und Town hatte mehrmals noch richtig Glück, dass nicht noch weitere Gegentore auf der Scoreline erschienen. Mit dem 2:0 war man noch gut bedient. Für die kleinen "Roten" bedeudete dieser Heimsieg den Sprung in die vordere Tabellenhälfte, für Harrogate Town hat sich nicht viel geändert. Der relativ beruhigende Abstand besteht weiterhin, im Moment ist alles noch im Lot. Beide Teams sind ja noch im FA-Cup, beide Clubs haben brisante Derbys. Allerdings wird in England entsprechend der Auslosung gespielt, hier wird das Heimrecht zugunsten des Klassenniedrigeren NICHT getauscht. Und so muß Harrogate die paar Meilen nach Leeds, zwanzig Minuten mit der Bahn. Und Salford, tja, die dürfen ins Etihad. Pech gehabt.
 
 
Zum Abschluß: Wer nach Manchester kommt, kommt in der Regel wegen Fussball. Zumindest unterstelle ich das den meisten Lesern. Neben den Giganten City und United ist Salford noch der einzige Proficlub im unmittelbaren Umfeld der Stadt. Keine Sorge, wer eine Stunde Anreise einplant kann man Fussball sehen bis zum Umfallen. Von Liverpool bis Wigan, alles dabei. Zurück zu Salford. Wer Gemütlichkeit, Ruhe und gute Unterhaltung sucht, ist hier richtig. Wenn man davon absieht,  dass das alles ohne das Einsteigen der "class of 92" nicht möglich gewesen wäre, ist es nett. Mehr nicht. Trotzdem, die Anbindungen sind besser als befürchtet. Nur 45 Minuten nach Abpfiff war ich wieder im Hotel, fast direkt in der City. Und dann hat es geregnet. Wurde auch Zeit.
 
Keep the faith.
RaMü.
 
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