Tradition übertüncht alles !

Hallo Bluebloggs,

schon der Name hat das gewisse Etwas, Aston Villa. Nur rund zwölf Minuten braucht man vom Hauptbahnhof Birmingham New Street bis zur Haltestelle Witton, von hier sieht man schon den mächtigen Villa Park. Es ist ohne Zweifel der berühmteste Club in den Midlands, einer der erfolgreichsten Vereine der Insel überhaupt. Allerdings liegen die Erfolge schon Jahrzehnte zurück, daher ist der Name Aston Villa lediglich den Insidern ein Begriff. Es ist einer der schönsten Grounds in England, wenn man auf alte Englandstadionkultur steht. Der letzte Umbau erfolgte 2001, davor tat sich lange nichts. Vor allem der Holte Stand mit seinem ursprünglichen Aufgang ist eine Wucht, benannt wurde der Stand der Heimfans nach dem vorgerückten ehemaligen Hotel. Die unmittelbare Umgebung ist geteilt, neben dem Stadion gibt es einen Park mit der Aston Parish Church, hinter der Trinity North Stand mündet man in eine Gegend, welche eher an die "Hot Spots" in den umkämpften arabischen Ländern erinnert. 

Es war purer Zufall, dass ich ausgerechnet an diesem Abend da war, beim Kick gegen Southampton. Zunächst habe ich mich über das sogenannte Programme Bag gewundert, in einer weißen Plastiktüte mit dem Vereinswappen gab es diesmal gleich zwei Hefte. Neben dem üblichen Matchprogramme steckte dann die Jubiläumsausgabe drinnen, und drinnen in der Ausgabe gab es allerhand zum lesen und noch viel mehr zum anzuschauen. Es war war ein trüber und neblicher Montagabend, England eben. Ich habs immer noch nicht richtig geschnallt, bis dann die Veteranen aufmarschierten. Na klar, an diesem Wochenende vor 140 (!) Jahren wurde Aston Villa gegründet. Das musste natürlich ausgiebig gefeiert werden, soviel Tradition ist selten. Der Stadionsprecher überschlug sich schier, jetzt kamen die älteren Herren aufs Feld, jeder mit einer "Silverware", einem Pokal oder Schale. Ich zähle nun bewußt nicht die einzelnen Titel auf, aber es sind schon eine ganze Menge. Leider ist diese glorreiche Zeit längst verflossen, vergangen und im Moment nur hinderlich. Denn auch bei Villa hat die moderne Zeit nicht einen Halt eingelegt, im Gegenteil, man wurde förmlich überfahren. Verzweifelt klammert man sich an die "gute, alte Zeit", die Gegenwart und die Zukunft erscheint irgendwie wie ein böser Albtraum für die Supporters und auch für den gesamten Club. Die Zuschauerzahlen schwinden mit jedem Jahr, mit jedem Jahr vergrößerte sich der Abstand zur Spitzengruppe, neuerdings ist gar Existenzkampf angesagt. Vor zehn Jahren war man noch nicht mal so schlecht dran, da übernahm der Amerikaner Randy Lerner den Verein und Villa schien gerüstet für den Kampf ums Dasein in der teuersten Liga der Welt. Aber gegen die Finanzkraft der Ölmultis kam der Spnsor aus Übersee dann nicht mehr an, zur Zeit geht es um das nackte Überleben. So bleibt im Moment nur noch das Blättern in der Jubiläumsbroschüre, auf insgesamt 52 Seiten gibt es Infos in Hülle und Fülle, über Aston Villa in seinen besten Jahren. Es ist ein wahres Meisterwerk über eine geile Zeit, mit dem Gewinn des Europapokals im Jahre 1982 als Höhepunkt. Es gibt zahlreiche Rubriken in dem Heft, nur eines findet sich nicht, ein Patentrezept für ein Ende der Misere im Ortsteil Aston von Birmingham.

Anbei nun ein paar Bilder über Aston Villa:

Bild: Das Jubiläumsheft.

Bild: Aufgang zum Holte Stand.

Bild: Tradition pur.

Bild: Der Haltepunkt Witton bei Nacht mit Villa Park im Hintergrund.

Bild: Leute, wie früher.

Bild: Warmlaufen für das Match. Aston Villa gegen Lodz, damals noch UEFA-Cup im Jahre 2008. Ein typisches englisches Viertribünenstadion, die Zwischenräume mit einer Anzeigentafel "ausgefüllt".

Ich glaube es gibt da einige Gemeinsamkeiten mit einem roten Verein, am malerischen Neckar gelegen.

RaMü