Zittern um die Lizenz
 
Hallo Bloggs. Neulich hab ich im vermutlich größten deutschen Fachmagazin in Sachen Fussball gelesen, dass alle 36 deutsche Proficlubs der obersten beiden Ligen problemlos ihre Lizenzen für die neue Saison erhalten haben. Normalerweise ist das keine große Aufregung wert, scheinen die Vereine in den letzten Jahren immer vernünftig gewirtschaftet zu haben. Auf jeden Fall gab es keine übergroßen Beanstandungen. Zufälligerweise bin ich dann ein paar Tage später über einen Artikel über Lizenzverweigerungen in Österreich gestolpert, da ist die ganze Angelegenheit nicht immer ganz klar. So auch in diesem Sommer.
In der österreichischen Bundesliga gab es zunächst kollektives Aufatmen, mit einer Ausnahme. Alle erhielten die Liizenz, außer der LASK. Den Linzern wurde aus personellen Gründen das Ok verweigert, der Trainerwechsel und die Meldung der notwendigen Unterlagen überschnitten sich. Der neue Cheftrainer Thomas Darazs verfügt aber über die notwendige Zulassung, und so konnte das Problem in zweiter Instanz behoben werden. Lobende Worte erhielt die Wiener Austria. Zum ersten Mal seit Jahren erhielt man die begehrte Zustimmung im ersten Durchlauf, allerdings mit strengen Auflagen. Der wirtschaftliche Druck scheint hier besonders grioß zu sein, strebt man doch den Verkauf der vereinseigenen Generali-Arena an. Das wäre vorerst eine Art Befreiungsschlag.
Wesentlich rustikaler geht es dagegen in Österreichs zweiter Liga zu. Hier sind sogenannte zweite Mannschaften zugelassen, ansonsten wäre man kaum in der Lage, überhaupt eine Sechzehnerstaffel zu stellen. Und hier gibt es aufgrund mangelnder Lizenzen keinen sportlichen Absteiger. Normalerweise steigen drei Clubs ab. Da aber dem FC Dornbirn und dem Verein von Trainer Carsten Jancker, dem SV Leoben selbst in zweiter Instanz keine Erlaubnis erteilt wurde, geht's es direkt runter. Speziell im Falle von Leoben ist das bitter, spielten die Vorarlberger immer im Spitzendrittel mit. Die SKU Amstetten ist der größte "Gewinner" dieses Dramas. Sportlich ohne Chance abgestiegen, nur 16 Punkte aus insgesamt dreißig Partie zeugen von der Ligauntauglichkeit, bleibt man urplötzlich drin. In der Alpenrepublik gibt es drei Regionalligen, gegliedert nach geografischen Gesichtspunkten. West, Mitte, Ost, ganz einfach. Im besten Fall steigt der Meister direkt auf, und das sind Rapid Wien II und der ASK Voitsberg. Der Dritte im Bunde ist wieder mal besonders tragisch und das betrifft die Regionalliga West. Und das widerum ist eine besondere Geschichte, denn es betrifft Salzburg. Hier machte sich bekanntlich dieser Brausehändler breit und stülpte der Austria Salzburg seine Dose über. Es kam zu einer Spaltung und eben dieser Orginalclub aus der Mozartstadt ist nach mehreren Aufstiegen jetzt dran, zumindest zweite Liga. Man wurde Meister, aber die Lizenz wurde in allen Belangen verweigert. Es fehlt schlichtweg an allem. An der Infrastruktur in Sachen Trainingsgelände, an einem Stadion mit Parkplätzen und, und, und. Schade, man hätte es den Traditionalisten gegönnt. Also bleibt Amstetten drin, war für ein Dusel.
Insbesondere deutsche Leser müssen aber berücksichtigen, dass  Fussball in Österreich bis auf wenige Ausnahmen nicht mit Deutschland zu vergleichen ist. Vorrangig auf Vereinsebene. Das fängt schon bei der Einwohnezahl an, rund 9 Millionen Bürger leben hier, davon etwa 2 Millionen allein im Großraum Wien. Das merkt man überall, auch beim Fussball. Flächendeckend bietet unser Nachbarland eine hohe Lebensqualität, gepaart mit exzellenter Lebensabsicherung. Da kann sich D noch eine ganz dicke Scheibe davon abschneiden. Aber in Sachen Fussball trennen dann doch noch Welten. Trotzdem finde ich Austria cool, es hat seinen Reiz. Mehr darüber in einer Sommerpost, wenn alles im EM-Fieber ist.
 
 
Seit 2018 spielt Amstetten in der zweiten Liga. Der Verein entstand aus einer Fusion im Jahre 1997 und liegt im Mostviertel, rund eine Zugstunde von Wien entfernt. Das Ertl-Glass Stadion bietet rund 3.000 Zuschauern Platz und hat die besten Leberkaskässemmel Österreichs.
 
 
Bei der Austria Wien erhielt man erstmals seit einigen Jahren die Erstligalizenz auf Anhieb. Zwar mit Auflagen, aber immerhin. Der Verkauf des Stadions soll vorerst von den größten Sorgen befreien, ob das aber gelingt, scheint fraglich. Auf jeden Fall hat der Brauseclub den beiden Wiener Platzhirschen längst den Rang abgelaufen. Obwohl, dieses Jahr wurde Sturm Graz Meister. Es gibt die Überraschungen also nicht nur in Deutschland.
 
Keep the faith.
RaMü
 
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